(von Stefan Wennemann)
Wir sind dann mal weg, und das gleich an zwei Tagen, denn die museumspädagogischen Angebote auf der Burg Altena sind grundsätzlich auf kleine Lerngruppen zugeschnitten. Maximal zwölf Schülerinnen und Schüler nehmen entweder an der „Mittelalterlichen Schreibstube“ oder am Workshop „Vom Knappen zum Ritter“ teil. Und um alles, was dort angeboten wird, anschließend möglichst vielfältig unterrichtlich nutzen zu können, erkunden die insgesamt dreiundzwanzig Lernenden der Klasse 5b vierzehn Tage später das, was sie noch nicht kennen.
Pünktlich um 8.30 Uhr kommt der Kultursprinter am 28. Mai zum zweiten Mal zum Schulzentrum Rothenstein, um die Klasse nach Altena zu fahren. Nach einer etwa halbstündigen Fahrt steht entweder ein Fußmarsch zur Burg oder der Erlebnisaufzug, der einen Höhenunterschied von insgesamt achtzig Metern bewältigt, zur Wahl. Oben an der Burg werden dann die letzten Vorbereitungen für die Workshops getroffen.
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Während sich die eine Gruppe ausführlich mit den sieben Tugenden beschäftigt, erlernen die anderen eine der mittelalterlichen Kulturtechniken, das Schreiben und Zeichnen mit einer Gänsefeder. Am Ende hat sich die Mühe gelohnt, denn die mit Sorgfalt und viel Geduld angefertigten Schriftstücke gehen in den Besitz derer über, die sie angefertigt haben.
Bis 1958 war in der Burg Altena übrigens noch die Weltjugendherberge (1909), die erste Jugendherberge weltweit, untergebracht. Nach und nach entstanden weitere Jugendherbergen und nach kurzer Zeit entwickelte sich daraus das Jugendherbergswerk.
Einer der beiden Gründer ist immerhin Namensgeber zahlreicher Schulen, nicht nur im Märkischen Kreis! Er wurde 1874 geboren, bestand 1895 sein Examen als Lehrer, unterrichtete lange Zeit in Gelsenkirchen und suchte mit seinen Schulklassen besonders häufig außerschulische Lernorte auf. Das war damals aber nicht gern gesehen und führte immer häufiger zu Problemen mit der Schulaufsicht. Schließlich wurde er im Jahre 1903 versetzt, und zwar nach Altena. Dort wurde er schnell Mitglied im SGV (Sauerländer Gebirgsverein).
Der andere wurde 1874 in Hilchenbach geboren, war hochrangiges Mitglied im SGV und zeitlebens aktiver Naturschützer. Richard Schirrmann und Wilhelm Münker heißen die beiden Pioniere.
Und was davon lässt sich unterrichtlich verwerten? Schreiben ist ohne Zweifel nach wie vor eine elementare Kulturtechnik, ob als Hand- oder Maschinen-/Computerschrift. Jeder Lernzuwachs fordert allerdings Einsatz, vielfältige Übungen, Wiederholungen und hier und da auch das Überwinden von Durststrecken. Heutige Schreibwerkzeuge sind zum Glück erheblich komfortabler als die des Mittelalters!
Die Magie der Siebenzahl begegnet uns auch heute noch in vielen Zusammenhängen (sieben Tage der Woche, sieben Künste, sieben Stammtöne in der Musik …). Von Zeit zu Zeit bietet sich ein (Rück-)Blick auf die sieben Tugenden des Mittelalters an, denn auf die meisten von ihnen kann auch heute nicht verzichtet werden. Die umfangreichen Informationen in Wort und Bild (auf insgesamt zwanzig Seiten), über die alle Lernenden nun verfügen, bieten viele weitere Anregungen, die unterrichtlich genutzt werden können.
Zwischen 12.30 und 13.00 Uhr ist der Kultursprinter dann wieder am Schulzentrum, denn kurz darauf werden alle Busse der MVG für die Beförderung der etwa 30.000 Schülerinnen und Schüler im gesamten Märkischen Kreis benötigt, Tag für Tag!